Freitag, 20. Januar 2017

[Rezension] "Ein Monat auf dem Land" von J.L. Carr

Inhalt:
Tom Birkin steigt am Bahnsteig des kleinen britischen Örtchens Oxgodby aus dem Zug. Er ist für den Sommer des Jahres 1920 dort angestellt, um ein mittelalterliches Fresko in der Dorfkirche freizulegen. Der Restaurator hat im Krieg gedient und ist traumatisiert. Seine Nerven spielen verrückt. Doch er hofft, der Aufenthalt auf dem Lande wird im gut tun.

Erster Satz:
"Als der Zug zum Stehen kam, stolperte ich die Stufen hinab, während ich meinen Seesack umständlich vor mir her bugsierte. 


Cover/Aufmachung:
Mir gefällt das Cover sehr gut. Ein Vogel in Form eines Blattes. Außerdem finde ich es so unaufgeregt wie den Inhalt. Es passt einfach wunderbar.

Meine Meinung:
Normalerweise ist dies nicht mein Genre. Novellen. Aber diese wurde mir von einem Kollegen wärmstens ans Herz gelegt. 
Bereits am Anfang merkte ich, was er meinte. Die Geschichte ist wirklich wunderbar geschrieben. Trotz der feinen Sprache lässt es sich wirklich gut lesen. Musste auch des Öfteren lachen.
"Ich bin kein Künstler, wie kann ich da wie ein Künstler aussehen?" "Jeder weiß, dass sich Künstler nicht um ihr Aussehen scheren, und Ihr Mantel hat Sie eindeutig verraten." (Seite 47/154)
Der Ich-Erzähler Tom Birkin erzählt rückblickend von seinem Monat auf dem Land. Anfangs fühlt er sich ein wenig fehl am Platz; sein Stottern irritiert die Menschen - doch der kluge Mann weiß dies auch gut zu seinem Vorteil einzusetzen. Je länger man für die Antwort braucht, umso mehr Zeit kann man sich auch lassen. Um das rare Geld zu sparen, schläft er mit einem Schlafsack oben im Glockenturm der Kirche und genießt die wunderbare Aussicht über die weiten Felder. Bereits nach kurzer Zeit lernt er einige der Bewohner Oxgodbys kennen und nimmt am Landleben teil. Währenddessen arbeitet er weiter an dem übertünchten Gemälde. Die Vermutung, dass sich ein Kunstwerk versteckt, scheint sich immer mehr zu bewahrheiten.

Ich hatte das Gefühl, dass der Aufenthalt auf dem Land ihm tatsächlich geholfen hat, mit seinen Erlebnissen im Krieg klar zu kommen.
"Wir waren in der Hölle und sind wieder herausgekommen. Das ist, finde ich, gut genug. Wir sind nur für begrenzte Zeit auf Erden und ich habe beschlossen, es zu nehmen, wie es kommt." (Seite 97/158)
Die verstorbene Ms. Hedlun hinterließ ihr Vermögen der Kirche, gab jedoch Bedingungen vor. Zum einen das Restaurieren des Wandgemäldes und die Suche nach dem (womöglich) im Mittelalter außerhalb des Kirchengeländes verscharrten Verwandten. Mit letzterem wurde Mr. Moon beauftragt, der relativ schnell zu einem Freund von Tom wird. Auch er diente im Krieg. Die beiden haben das Wissen, was dort geschah, gemeinsam und sind sich gleich sympathisch.

Fazit:
Eine wirklich schöne, ruhige Novelle über einen vom Krieg traumatisierten Mann, der auf dem Land wieder Zugang zu anderen Menschen - und auch sich selbst - findet. 




Infos zum Buch:

Verlag: DuMont Buchverlag
Genre: Novelle
Original-Titel: "A Month in the Country"
Gebunden: 158 Seiten  
Preis: 18,00 € 
Erschienen: 1980
Zum Verlag: DuMont

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