Samstag, 22. September 2012

"Die Waldgräfin" von Dagmar Trodler

Teil 1 einer Saga-Trilogie
1. "Die Waldgräfin"
2. "Freyas Töchter"
3. "Die Tage des Raben"

Inhalt:
Alienor tritt ein schweres Erbe an: Der Tod ihrer Mutter macht sie zur neuen Waldgräfin, was einige Pflichten mit sich bringt. Viel lieber würde Alienor mit ihrem Vater auf die Jagd gehen, anstatt die häuslichen Pflichten der Burg wahrzunehmen und die Dienstboten zu überwachen. Als ihr Vater ihr die Teilnahme an der nächsten Jagd verwehrt, ist Alienor mehr als wütend. Doch ihr Vater hat ihr ein außergewöhnliches Geschenk mitgebracht: Einen jungen Mann, der verbotenerweise auf ihren Ländereien gewildert hat. Nachdem er gefoltert wurde, soll er fortan Alienors Sklave sein. Der Mann spricht in einer fremden Sprache und hat so strahlend blaue Augen, wie sie Alienor noch nie gesehen hat. 

Cover:
Das Cover finde ich wirklich äußerst altbacken und lahm. Zu sehen ist der massige Arm einer älteren Frau, auf dem ein Falke oder anderer Raubvogel sitzt. Der Hintergrund ist matt gelb. Der einzige Bezug zum Buch ist, dass Alienor einen eigenen Falken für die Jagd hat. Die abgebildete Frau kann aber vom Alter her eigentlich nicht Alienor sein. Da ich euch verschonen wollte, habe ich nur den Titel des Buches abgelichtet, aber wer sich traut, kann hier klicken.

Erster Satz:
"Wie eine eisige Hand kroch die Kälte über meine Knie und fuhr schmerzhaft die Knochen entlang."

Stil:
Ungewöhnlicherweise wird dieser historische Roman aus der Ich-Perspektive erzählt. Ich fand das sehr gut; man war nah am Geschehen und gefühlsmäßig sofort involviert. Das Buch ist in Kapitel gegliedert. Alienors Gedanken werden dem Leser regelmäßig mitgeteilt, was für mich eine Bereicherung der Story darstellt. Sie hat am Anfang nämlich große Angst vor ihrem Geschenk, dem Sklaven, den alle nur Hans nennen, da er seinen Namen nicht verrät. Alienor hat wirklich lustige Gedanken. Da wir das Jahr 1066 schreiben, sind die Personen streng religiös. Achtung Spoiler: Alienor glaubt anfangs, Hans sei ein gefährlicher Elfenkönig, der Kinder raubt und was nicht sonst noch alles. Oft habe ich über ihre ängstliche Naivität gelacht, die sie sich aber nach außen hin nicht anmerken lässt. Im Grunde ist sie stolz und stark und lässt nur selten Schwäche zu.
Die Handlung schreitet schnell voran. Die Seiten sind zum Teil nur so dahin geflogen. Ich möchte über die Story nicht zu viel verraten, aber sie ist auf jeden Fall facettenreich. Es gibt Action in Form von Schwertkämpfen, aber auch traurige und tiefgründige Momente. Es geht um Vorurteile und darum, all das hinter sich zu lassen, an das man glaubt und eine neue Wahrheit zu erkennen. Ich werde noch zum Philosophen, aber das Buch hat mich wirklich durch seine Tiefgründigkeit beeindruckt. Die Charaktere sind so individuell ausgearbeitet, dass sie mir richtig ans Herz gewachsen sind.
Dagmar Trodler versteht es wirklich, sich die Story steigern zu lassen. Es ist keine Story, die mit 3 Sätzen gesagt wäre.
Am Ende des Buches befinden sich altnordische Übersetzungen. Dann kann man am Schluss nochmal herzlich lachen, da man erst da versteht, was so alles geflucht und verwünscht wurde. Diese Übersetzung sei aber für das Verständnis nicht nötig. Das kann ich bejahen, dennoch habe ich mich manchmal gefragt, was gesagt wird.

Fazit:
Ein Buch, das mich sehr positiv überrascht hat. Eine flüssige, ereignisreiche und emotionsgeladene Story, die ich nur jedem empfehlen kann. Vergesst das Cover. Ich gebe 5 Würmchen!

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