Samstag, 10. März 2012

BOOK VS. MOVIE - "Veronika beschließt zu sterben"

Heute werde ich mich das erste Mal an ein "book vs. movie" wagen. Viele von euch finden sicher (wie ich auch) das Buch oft millionenfach besser als den Film. Und das aus dem einfachen Grund, dass so vieles fehlt. Manchmal passen die Darsteller einfach nicht oder die Umsetzung passt nicht zum Gefühl, das man beim Lesen hatte. Orte wurden ganz anders beschrieben  - oder man hat sie sich einfach nicht so vorgestellt. Manchmal sind die Gedankengänge der Protagonisten das Beste. Wenn der Film nicht vom Schauspieler aus dem Off besprochen ist, kommen diese auch nicht zum Einsatz.

Ich versuche eigentlich immer, nicht ganz so voreingenommen zu sein. Aus irgend einem Grund möchte ich immer erst das Buch lesen. Möglicherweise liegt es daran, dass beim Lesen vor meinem inneren Auge bereits ein Film läuft und ich dann meiner Fantasie freien Lauf lassen kann... Bei einigen Büchern bin ich sogar manchmal der festen Überzeugung, einen Film gesehen zu haben. Verrückt? Ja, wahrscheinlich. Vielleicht geht es ja irgendjemandem von euch ähnlich. Eigentlich ist es doof, erst das Buch zu lesen. Weil man dann fast immer enttäuscht wird. Sieht man erst den Film und die Story gefällt, ist alles gut. Denn das Buch kann eigentlich nur besser sein. Oder ist es schon mal jemandem passiert, dass das Buch schlechter war als der Film? Mir jedenfalls nicht.

Um es kurz zu machen: Ein Buch und einen Film zu vergleichen ist schwierig. Ich könnte nur aufzählen, was mir an beiden gefallen hat und was nicht, wo die Unterschiede liegen usw. So - jetzt habe ich erst mal genug geblubbert.  Zurück zum eigentlichen Thema:


 
Da ich zuletzt von Paulo Coelho "Veronika beschließt zu sterben" gelesen habe, versuche ich mich einfach hieran. Den Film hatte ich vor dem Lesen gesehen - das ist schon ein bisschen her...

Quelle: https://gfx.videobuster.de/archive/resized/h550/2011/02/image/jpeg/a8015f1942603357704403afee79c480.jpg?title=veronika-beschliesst-zu-sterben&k=DVD+online+leihen+download+cover


Inhalt:
Veronika ist eine gesunde, hübsche junge Frau, doch sie sieht keinen Sinn mehr in ihrem Leben. Es erwartet sie nur Eintönigkeit, vielleicht ein Ehemann, Kinder und das Altwerden. Da sie diesem "Ende" entgehen möchte beschließt sie, sich umzubringen. Sie nimmt Tabletten in Verbindung mit Alkohol und wartet auf ihren Tod. Jedoch wird sie rechtzeitig gefunden und von ihren liebenden Eltern in die psychiatrische Klinik Villete eingewiesen. Der behandelnde Arzt erklärt ihr, dass ihr Selbstmordversuch bleibende Schäden an ihrem Herzen hinterlassen hat und sie nur noch einige Wochen zu leben hätte. Ihr Leben - oder besser ihren Tod - nicht mehr in der eigenen Hand zu haben, findet sie furchtbar.
Nach und nach beginnt sie jedoch, ihr Leben wieder zu mögen. Sogar sich selbst zu finden; so zu sein, wie sie wirklich ist. Sie beginnt, wieder Klavier zu spielen. Sie war bereits als Kind sehr gut darin, ihre Eltern brachten sie aber dazu, einen "richtigen" Beruf zu erlernen. Doch dies alles ist überschattet von ihrem baldigen Tod.

Besonderheiten des Buches:
Die Neurosen und psychischen Erkrankungen aller Patienten in Villete sind aus eigener Sicht beschrieben. Die Charaktere sind sich bewusst, "verrückt" zu sein. Das fand ich sehr interessant. Als Beispiel kann ich Mari nennen, die ihre Panikattacken so beschreibt, dass man diese als Leser gut nachvollziehen kann. Oder Zedka, die unter Depressionen litt und nun eigentlich als geheilt gilt. Alle Charaktere werden nacheinander eingehend beschrieben, was ich wirklich gut fand.



Gut war auch die nachdenkliche Stimmung, in die mich das Buch versetzte. Es wurde sich viel damit auseinandergesetzt, was es bedeutet, verrückt zu sein. Auch die Patienten denken hierüber nach. Viele befinden sich trotz Heilung noch in Villete, um ihre Verrücktheiten ausleben zu können. Die Erläuterungen leuchten total ein - obwohl sie ein wenig wunderlich scheinen.

Besonderheiten des Films:
Am Besten fand ich die Musik. Das Klavierspiel von Veronika war einfach wunderschön und kann beim Lesen natürlich nicht übermittelt werden. Sie spielte ein Stück, das wohl direkt für den Film komponiert wurde. Irgendwie traurig, aber auch lebensbejahend. Ich fand es jedenfalls großartig. Ob man das Lied ohne Zusammenhang mit der Story mag, kann ich nicht sagen. Hier könnt ihr mal reinhören.

Ich fand Sarah Michelle Gellar richtig gut in der Rolle. Auch im Film kam gut rüber, dass sie keine Lebensfreude mehr hat. Auch der Darsteller von Eduard/Edward war gut gewählt. Eduard ist ein schizophrener Patient, zu dem kaum jemand einen Zugang findet.
 
Unterschiede:
Das Buch spielt in Slowenien nach dem Krieg. Die Hauptprotagonistin Veronika ist eine brünette Slowenin. Sie ist nicht depressiv, hat einfach ihren Lebenswillen verloren. Im Buch trifft sie ihre Eltern nicht, sie möchte sie nicht sehen. Es geht mehr um die Wirkung, die Veronikas Schicksal auf die anderen Bewohner von Villete hat.

Der Film spielt in New York City und Veronika wird durch die blonde Sarah Michelle Gellar dargestellt. Sie ist depressiv und nimmt Medikamente hiergegen. Die Namen sind eingeenglischt (kann man das so schreiben?). Eduard wird zu Edward usw. Ein Treffen mit beiden Eltern fand statt - einen Einfluss auf Veronika nahm dies jedoch nicht. Das Augemerk ist wesentlich mehr auf Veronika selbst gerichtet anstatt auf die anderen Patienten.

Achtung Spoiler (zum Lesen markieren):
Das Ende spielt an verschiedenen Orten. Im Buch sitzen Eduard und Veronika vor dem Schloss von Ljubljana auf einer Parkbank. Im Film sitzen sie am Meer.

Fazit:
Ich fand das Buch nicht unbedingt viel besser als den Film. Es war einfach großartig geschrieben. Der Film war aber auch richtig gut. Er erzählt eigentlich dieselbe Geschichte - ist aber doch ganz anders. Man kann beides meines Erachtens unabhängig voneinander lesen/sehen. Je nachdem, welches der Medien einem mehr zusagt. Von der Stimmung passen definitiv beide.

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