Samstag, 25. Februar 2012

"Hiobs Brüder" von Rebecca Gablé

Inhalt:
Wir befinden uns in England Mitte des 12. Jahrhunderts. Auf einer verbarrikadierten Insel fristen Menschen mit körperlichen oder geistigen Gebrechen ein trostloses Dasein - von der Gesellschaft verstoßen. Als ein heftiger Sturm die Mauern niederreißt, entschließt sich Losian, der Anführer der Gruppe, mit seinen Gefährten von der Insel zu fliehen. Nicht nur die Kirche als Drahtzieher ihrer Verbannung stellt auf ihrem Weg eine große Gefahr dar, auch andere Schwierigkeiten begegnen ihnen bei dem Versuch, zu einem normalen Leben - im Fall von Losian zu seinem Gedächtnis - zurückzufinden.

Inhaltlich möchte ich euch nicht zu viel verraten und habe daher nur den ersten Teil des Buches zusammengefasst, aber wer möchte, kann hier einen Anriss der zwei weiteren Teile erhalten (Achtung: Spoiler! Zum Lesen markieren):
Zweiter Teil: Alan. Losian findet Details über seine Identität heraus. Plötzlich ist er nicht mehr so mittellos, wie es schien. Dritter Teil: Simon. Vom Berater des Königsanwärters entwickelt er sich zum Helden einer ganz eigenen Geschichte.
Stil:
Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Vor jedem Teil ist ein Bild eingefügt. Die Darstellung hat mir sehr gut gefallen, da man bereits beim Betrachten des Bildes erste Gedanken zum Handlungsverlauf entwickeln konnte. Ich war von der Geschichte sofort gefesselt, obwohl ich erst sehr skeptisch war. Bei der Bezeichnung "Historischer Roman" dachte ich an ein geschichtlich-religiöses (wahrscheinliches trockenes) Buch. Anstattdessen fand ich eine sehr fein erzählte Geschichte, über Personen, die vom Leben benachteiligt sind und dafür auch noch von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es war anrührend für mich, da die Personen sehr facettenreich dargestellt wurden, wodurch ich wirklich mit ihnen mitfühlen konnte. Z. B. bei Simon (zweiter Protagonist), der zu Beginn des Buches auf die Insel verschleppt wird, da er unter der Fallsucht leidet. Er ist noch sehr jung, intelligent und wird quasi von der Kirche"als behindert abgestempelt" mit der Begründung, er trüge einen Dämon in sich. Er ist sehr kämpferisch und will sich mit seinem Schicksal nicht abfinden. Auch der Charakter "Reginald de Warenne" war spannend. In der Vergangenheit hat er mehrere Morde begangen, was das Zusammenleben mit ihm natürlich erschwerte. Im Kontrast dazu steht seine gewählte Ausdrucksweise. Passenderweise besitzt er ein provokantes Gemüt und einen schwarzen Humor, wodurch er für mich eine Art "Hannibal Lector" wurde.
Sprachlich passt die Geschichte einerseits zu der damaligen Zeit, andererseits ist sie für meinen Geschmack aber so modern dargestellt, dass man verstehen konnte, was man liest und nicht das Gefühl hatte, alte Schriften vor sich zu haben. Die Handlungsverläufe haben auf mich völlig autenthisch gewirkt. Man merkt dem Buch auf jeden Fall an, dass sich Rebecca Gablé sehr für mittelalterliche Geschichte interessiert. Es erschien mir sehr gut recherchiert und die Handlungen der Personen wurden von ihr geschickt in den geschichtlichen Verlauf verwoben.


Fazit:
Ein Buch, das ich ruhigen Gewissens jedem empfehlen würde - egal ob Interesse an historischen Romanen besteht oder nicht. Ich freue mich schon auf weitere Romane der Autorin. Abschreckend könnte einzig die Größe des Buches sein mit seinen 900 Seiten. Ich fand das eher positiv, da man dadurch viel von der Geschichte hatte.

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